Was uns am meisten fasziniert hat im letzten Reisejahr ist offensichtlich: Wasser und Felsen. Hier sind unsere weiteren Naturperlen, abwechselnd sortiert zwischen nass und trocken.
Sipadan, Borneo, Malaysia
Die Taucher unter euch sind sicher mit uns einig: Sipadan steht auf der Wunschliste. Das Tauchgebiet rund um die Ligitan-Inselgruppe, die von Borneo aus mit dem Boot erreichbar ist, zählt zu den weltweit Schönsten. Wir tauchen ab und ein in eine neue, faszinierende Welt. Was wir antreffen ist überwältigend, es fällt schwer, regelmässig zu atmen: Es scheint, als ob wir hier die farbigste Unterwasserwelt bestaunen können. Ein gesundes, lebendes Korallenriff, eines, das man an einer einzigen winzigen Stelle eine halbe Stunde betrachten könnte und trotzdem nicht müde würde. Doch das geht hier nicht, unter uns schwimmt gleich ein Hai, dem wir fasziniert folgen. Wir schwimmen durch unglaubliche Fischschwärme, es scheint, als wollten sie tanzen mit uns. Und dann diese Schildkröten: Gemütlich und erstaunlich wenig beeindruckt von unseren Luftblasen schwimmen sie neben uns her. Es ist schön zu sehen, wie die Tiere hier leben, spielen und fressen. Und gleichzeitig auch erschreckend wenn man bedenkt, wie viele Riffe heute zerstört sind, mit welchen Methoden schädliche Fischerei betrieben wird und wie viel Abfall noch immer im Meer landet. Sipadan, die 13 ha kleine Insel, wurde 2004 zum Naturschutzgebiet erklärt, jeglicher Fischfang in der Umgebung verboten, Übernachtungen sind seither nicht mehr gestattet und Taucher benötigen eine der limitierten Bewilligungen. Dieser magische Ort vor Borneo ist in Wirklichkeit noch viel schöner, als der Klang seines Namens erahnen lässt. Karte
Death Valley Nationalpark, Kalifornien, USA
Wenn wir vom Death Valley Nationalpark erzählen, können wir gleich mit mehreren Superlativen auffahren: Er ist der heisseste und tiefst gelegenste Ort in den Staaten sowie der trockenste und grösste Nationalpark ausserhalb von Alaska. Und für uns auch einer der eindrücklichsten. Der im Sommer vermutlich sengenden Hitze weichen wir mit unserem Besuch in der winterlichen Nebensaison aus, was trotzdem noch schön warme und sonnige Tage, kaum Touristen, klirrend kalte Nächte und ein sehr spezielles Erlebnis bedeutet. Die Spaziergänge durch Sanddünen, Salzwüsten, Marmorschluchten und Vulkanlandschaften sind im Winter bestimmt viel weniger anstrengend, der trockenen Luft wegen ist unser Wasserkonsum aber dennoch beträchtlich. Vielleicht auch weil wir die Distanzen völlig unterschätzen. Alles scheint hier so nah. Wir wissen, die Sonne wird schon bald untergehen, der Spaziergang gemäss Schild auf zwei Stunden deklariert, aber he, geht ja nur da vorne auf den Hügel und dann hintenrum wieder retour. Nachdem sich die Sonne schon verabschiedet hat, sind wir immer noch unterwegs, langsam wird es kühler und wir legen einen Gang zu. Knapp bevor wir unser Auto heizen müssen und genau rechtzeitig zum wöchentlich stattfindenden Karaoke-Abend erreichen wir das Longstreet – eine kuriose Mischung aus Motel, Diner, Casino und Event-Lokal für die Dorfbewohner. Wir finden es grossartig, die ergrauten Dorforiginale ihre (vermutlich Woche für Woche gleichen) Lieblingslieder aus vergangenen Zeiten sehnsüchtig vortragen zu hören, während wir unsere riesigen Burger und Pommes mit viel zu süssem Ketchup verspeisen. Der Schnarchnachbar im Zimmer nebenan lässt uns länger wachbleiben als gewünscht, aber beim spektakulären Sonnenaufgang, dem wir am nächsten Morgen entgegenfahren, werden auch die kleinsten Äuglein grösser. Ob Winter, Frühling oder Herbst – der Death Valley Nationalpark lässt wohl niemanden kalt: Stundenlang fahren wir durch die unglaublich unendliche Weite, Hügel rauf und runter, von einer Naturschönheit zur nächsten bis zum fantastischen Sonnnenuntergang. Fühlt sich so der wilde Westen an? Karte
Rio Dulce, Guatemala
Unser Boot bringt uns von Livingston an der karibischen Küste auf dem Rio Dulce in tiefen, dichten Dschungel. Der gut 40 km lange, teils über 500 Meter breite Fluss schlängelt sich entlang eines Naturschutzgebietes. Auf dem Weg begegnen wir Einheimischen in ihren Holzruderbooten, sehen Kinder spielen auf den Stegen der Stelzenhäuser. Es wirkt alles sehr friedlich hier, das Leben scheint nach andern Regeln zu funktionieren. Wir übernachten in einem der liebevoll eingerichteten Bungalows der Finca Tatin. Der Dschungel ist ruhig und zugleich voller Geräusche: In der Hängematte liegend, lässt sich die vielfältige Kulisse am besten geniessen. Wir mieten uns ein Kajak, rudern auf dem Fluss umher, werden überrascht vom plötzlichen Platzregen, der unser Böötli fast untergehen lässt, entdecken den Dschungel auf Wanderungen und springen in einen dunklen Höhlensee, der uns Abkühlung und eine Fisch-Pedicure beschert. Nach vier Tagen hat Ariel einen halb domestizierten Papagei zum besten Freund: Pajarito lässt sich den Kopf kraulen, folgt Ariel auf Schritt und Tritt, ja er klopft am Morgen bei uns ans Bungalowfenster. Wir könnten hier noch länger bleiben. Nur, uns ist der Moskitospray ausgegangen. Karte
Barrancas del Cobre, Mexiko
Sie gilt als eine der spektakulärsten Zugfahrten auf der Welt: Die Fahrt durch die Barrancas del Cobre, die bis zu 1800 Meter tiefen Kupferschluchten. El Chepe, wie Mexikos einziger Personenzug genannt wird, fährt durch atemberaubende Landschaften, von rund 2400 Meter bis auf Meereshöhe und rattert in gemütlichem Tempo von der Provinzhauptstadt Chihuahua bis nach Los Mochis an der Pazifikküste. Wir wollen noch etwas mehr sehen von der Schönheit des Canyons und Mexikos Ureinwohner, die Tarahumara, kennenlernen. In Bauichivo steigen wir aus und ein in den Jeep von Alberto, bei dem wir übernachten. Wir fahren 16 km abwärts, bis wir unser Ziel erreichen: Cerocahui, ein liebevolles 1500-Seelen-Dorf, gelegen inmitten wunderschönster Schluchtlandschaften. Die riesigen Barrancas del Cobre sind vier Mal so gross wie der Grand Canyon, gehören zu den grössten Schluchtsystemen Nordamerikas und sind die Heimat der Tarahumara-Indianer, die ein abgeschottetes und auch heute meist noch sehr einfaches Selbstversorgerleben führen. Bekannt sind sie unter anderem für ihre Ultramarathon-Läufer. Isidro, unser 21-jähriger Guide, ist einer von ihnen. Von Cerocahui aus wandern wir mit ihm, er hüpft locker flockig über Stock und Stein, wir etwas weniger elegant hinterher. Nach vier Stunden kommen wir an (Isidro alleine wäre die Strecke in der Hälfte der Zeit gelaufen), sind ein wenig müde, aber viel mehr noch beeindruckt von der Landschaft und sehr glücklich, dass wir hierhergekommen sind. Karte
Cenotes, Yucatan Peninsula, Mexiko
Wer bei Mexiko an türkisfarbenes Wasser mit weissen Sandstränden denkt, liegt natürlich richtig auf der Yucatan Halbinsel. Und wer von türkisfarbenen Süsswasserlöchern inmitten des Dschungel spricht, der kennt sie, die faszinierenden Naturschönheiten der Gegend rund um Playa del Carmen. Schwimmen und Schnorcheln in den Cenotes, wie die Wasserlöcher heissen, kann im ersten Moment sogar ein wenig Hühnerhaut verschaffen: Das kristallklare Wasser ist in jedem Fall eine willkommene Abkühlung im heissen Mexiko. Eine unserer liebsten Cenotes ist Cristallino am frühen Morgen. Vom Felsvorsprung springen wir in das dank der Sonne herrlich schimmernde, blaugrüne Wasser. Riesengross ist das Wasserloch nicht, aber es reicht doch, um sich wie ein kleiner Entdecker zu fühlen, denn hier kann man in eine Höhle schwimmen. Wer sich lieber im Wasser ausruhen möchte, findet schöne Plätzchen – nur, kitzlig darf man nicht sein. Die vielen kleinen Fische finden dich nach wenigen Sekunden und verschaffen mit ihrem Knabbern ein Ganzkörperpeeling. 50% von uns hat die Fischknabbereien sehr genossen. Und da 100% von uns Tierfreunde sind, mussten wir natürlich auch noch das Fledermaus-Wasserloch sehen: Wir tauchen einige Meter und kommen dann zu einer nur spärlich durch Tageslich beleuchteten Höhle. Staunen und Aufpassen muss man hier. Die weit über hunder Fledermäuse hangen nur einen Meter über unsere Köpfen, ein paar fliegen umher, andere kommunizieren in erstaunlich schrillem Ton und wieder andere, womit wir beim Aufpassen wären, müssen dann auch mal, was wir uns nicht unbedingt auf dem Kopf wünschen. Die meisten Höhlen sind übrigens um die 15 Meter tief, einige, darunter faszinierende Tauchhöhlen, gehen weit über 100 Meter. Die Wasserlöcher sind heute dank Deckeneinstürzen zugänglich und gehören zum vermutlichen grössten Unterwasserhöhlensystem weltweit, entstanden durch die Auflösung von Kalkgestein. Man geht davon aus, dass die Ansiedelung der Mayas in diesem Gebiet hauptsächlich auf die Wasserversorgung durch die Cenotes zurückzuführen ist. Den Mayas dienten die Wasserlöcher daneben auch als heilige Stätten. Sie glaubten, dort befänden sich die Eingänge zur Unterwelt. Karte
Ganz in der Oberwelt findet man einige der faszinierenden Wanderungen, die wir in unseren ersten Naturperlen beschreiben.