Unsere Kulturperlen II

Die kulturellen Perlen unserer Weltreise, Teil 2: Jazz-Funk in Brooklyn, Trommelwirbel in Japan, Markttag in Guatemala und ein Festessen in Thailand.

Herbie Hancock in Brooklyn, USA
Als Musikliebhaber hat man es auf Reisen nicht immer leicht. Oft wird man unfreiwillig beschallt mit Musik, die, würde sie zuhause laufen, sofort verbannt gehörte. Thaischnulzepop zum Beispiel. Oder Latinomachoreggaeton. Balsam auf die Ohren gab es für uns in New York, einer der Geburtsstädten des Jazz, wo man heisse Sommernächte gerne in lauschigen Parks bei Konzerten unter freiem Himmel beginnt. Wir entschieden uns für Herbie Hancock, einer meiner Jugendhelden, live im Prospect Park in Brooklyn. Nach fast zwei Stunden anstehen liess man uns herein in die Bandshell. Hier bot der inzwischen 76-jährige Klaviervirtuose eine Show, die an Energie und Kreativität sämtliche weit jüngeren Vorbands in den Schatten stellte. Er hüpfte mit Umhängekeyboard auf der Bühne herum, duellierte sich mit seinem Gitarristen beim Solieren, war mal am Piano, dann wieder am Synthesizer anzutreffen, spielte die alten Funk-Hits von «Headhunters» zeitgemäss umgesetzt, kombiniert mit treibenden neuen Stücken, und sprühte dabei vor Freude. Das gesamte Publikum, bunt gemischt in Alter, Herkunft und Stil, war hin und weg. Wir auch. Ein unvergesslicher Abend.


Markt in Santiago Atitlan, Guatemala

Märkte sind immer spannend, oft weniger der feilgebotenen Ware, vielmehr der versammelten Leute wegen. Hier treffen sich das Dorf, die Bauern aus dem Umland, die Alten und die Jugend. Hier lernt man die lokale Kultur kennen. Das Hochland von Guatemala ist einstweilen noch überwiegend geprägt von der ursprünglichen Maya-Kultur, was sich in Sprache, Kleidung, Essen und Bräuchen zeigt. Am Markt von Santiago Atitlan erleben wir dies bedonders farbenprächtig. Die bunten Röcke der Frauen, die grossen Strohhüte der Männer, die Stände mit prächtigen Stoffen, die tortillaklopfenden Mädchen, die lauten Musikanten, die dramatischen Geschichtenerzähler, die nervigen Prediger, die duftenden Strassenküchen, die hupenden Taxis überall, die schwatzenden Alten auf den Bänken mit ihrem zungenbrecherischen Tz’utujil: Alles wirkt irgendwie echt, genau richtig so. Ausser die Touristen, die passen nicht in dieses harmonisch scheinende Bild, das ansonsten perfekt eingerahmt wird von zwei Bilderbuch-Vulkanen und einem tiefblauen See.


Taiko Matsuri in Shimoda, Japan

Die Japaner sind nicht dafür bekannt, ihre Gefühle zu zeigen. Eine grosse Ausnahme bilden die Sommerfeste, an denen getrunken, getanzt und gefeiert wird wie wild. Während unserer Zeit in Shimoda besuchen wir das Trommelfestival «Shimoda Taiko Matsuri», das immer im August abgehalten wird, seit mehr als 380 Jahren. Grosse Umzüge ziehen durch das Städtchen, mit schön dekorierten Trommelwagen, Flöten, Zither und bunten Kostümen. Die Zünfte tragen hölzerne Schreine, mit denen sie sich gegenseitig bekämpfen, am Schluss jedoch zu einer Brücke vereinen. Alles scheint sehr wild und etwas absurd. Abends gibt’s grosses Feuerwerk am Hafen, begleitet von Wetttrommeln und ziemlich viel Alkohol (jedenfalls für japanische Verhältnisse: Die sind schon nach zwei Bier merklich heiterer). Wir geniessen das alles, saugen die Eindrücke auf und sind erstaunt – eigentlich gar nicht so weit weg von der Luzerner Fasnacht ist das hier.


Food-Paradies auf Ko Lanta, Thailand

Eines der wichtigsten Themen unterwegs ist das Essen. An neuen Orten muss man immer erst einmal herausfinden wann, wo und was man essen kann. Nicht so auf Ko Lanta, einer Insel im Süden Thailands. Hier ist für uns klar: Wir gehen in unser Lieblingsrestaurant, das Papaya. Und zwar jeden Tag. Denn egal was wir bestellen, es ist immer himmlisch. So sehr, dass unser Freund Pablo meint: «Wer hier isst, der glaubt sofort wieder an Gott!» Tatsächlich ist die Tom Yam Suppe nirgends so sauer, so würzig, so klar und perfekt. Ich mag sie scharf, mit Makrele, Moni noch schärfer, mit Gemüse. Oder der grillierte Fisch mit Pfefferkörner, Limettenblätter, süssem Basilikum und scharfem Curry: Eine wahrhafte Geschmacksexplosion entfaltet sich in meinem Mund. Und natürlich der Papayasalat mit Chili, Knoblauch, Tomaten, Bohnen, Limetten und Erdnüssen an einer süss-sauren Fischsauce – einfach göttlich, dieses Gemisch. Das alles wird einem auf alten Plastikstühlen, an wackeligen Bambustischchen in einer improvisierten Hütte und zu unglaublich günstigen Preisen serviert. Kein Wunder ist das Restaurant jeden Abend voll besetzt mit Gästen, die wie wir immer wieder kommen. Bilder gibt’s keine, denn wer denkt schon an Fotos wenn solche Köstlichkeiten vorgesetzt werden?

Im ersten Teil unserer Kulturperlen finden sich weitere Leckerbissen.

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