Wir staunen noch immer

Auf dem Markt

Myanmar ist anders, ganz anders als Thailand: chaotischer, bunter, ärmer, dreckiger, echter und freundlicher. Wir staunen noch immer ob Vielem, auch nach knapp einer Woche hier.

Die Menschen sind neugierig, auf eine angenehme Art. Es scheint, als seien sie noch kaum vom Tourismus und der Konsumsucht verdorben. Die Kinder winken uns zu, die Leute grüssen uns, wollen mit uns reden. Stolz präsentieren sie ein paar Brocken Englisch — wir können auf Birmanisch knapp „Hallo“ (Mingalar ba) und „Danke“ (Dschesudibare) sagen. Mehr geht kaum in dieser komplizierten, mit Tibetisch verwandten Sprache. Sie hat eine eigene Schrift: 32 Zeichen für Konsonanten, 8 für Vokale und 4 für Diphtonge. Vieles ist nur Birmanisch angeschrieben, zum Beispiel die Busse, also müssen wir fragen und hoffen, dass uns jemand versteht.

In Yangon fährt man kurze Strecken gerne im Seitenwagen eines Velo-Taxis — Motorräder sind hier verboten, aus Angst vor rollenden Demonstrationen. 135 ethnische Gruppen gibt es in Myanmar, die Chefs sind die Bamar. Viele der anderen (Shan, Mon, Kajin, Chin, Rakhine) kämpften jahrelang für mehr Souveränität, heute ist man dem Frieden so nahe wie noch nie.

Für längere Fahrten nehmen wir klapprige Busse, die sich waghalsig und mit ununterbrochenem Hupen durch den dichten Verkehr kämpfen. Die Fahrer — und viele andere — kauen Betelnuss-Blätter und spucken in regelmässigen Abständen einen roten, klebrigen Saft aus. Auch sonst spucken die Leute gerne und geräuschvoll. Besonders unangenehm ist es im Bus, wenn die Person hinter einem sich lange und laut räuspert, um aus dem Fenster zu spucken. Daran gewöhnen wir uns wohl nie.

Auch die Männer tragen hier Röcke, die sogenannte Longyi. Es sind Wickelröcke aus Baumwolle, meist haben sie ein Karomuster. Dazu ein Hemd und samtene Flip-Flops. Die Frauen malen sich die Wangen mit einer gelb-weisslichen Crème an, die aus einer Baumrinde gewonnen wird und angeblich ein frisches Aussehen verleihen und der Hautalterung entgegenwirken soll. Offensichtlich wirkungsvoll: Viele sehen jung und schön aus.

Die meisten Häuser und Strassen dagegen sind in desolatem Zustand: Der Charme maroder Kolonialbauten, dazu löchrige Strassen voller Staub und Dreck, bevölkert von bunten Strassenständen, klingelnden Velofahrern, uralten Bussen und weissen Taxis. Wir setzen uns gerne in die Teehäuser unter Plastikplanen am Strassenrand, wo wir auf Kinderstühlen an Kindertischchen Grüntee schlürfen. Die Kellner sind meist Jugendliche oder Kinder. Überall gibt’s etwas zum Knabbern, zum Beispiel gestern: Eine Nudelsuppe (Mohinga), frittierter Teig mit Curry, einen Samosasalat und einen Süssen Erbsen-Ei-Kuchen zum Dessert. Sehr lecker.

Hühner, Hunde, Katzen und Ziegen laufen auf den Strassen herum, auch in Yangon, einer 5-Millionen-Stadt. Vieles erinnert uns an afrikanische Völker: Die Sprache ist weich und gleicht einem Singsang, die Frauen balancieren ihre Lasten auf dem Kopf, aus den Bussen schreien die Jungs alle Haltestellen heraus, um 18 Uhr wird es dunkel. Ein grosser Unterschied: Angebettelt werden wir hier nur von buddhistischen Nonnen und Mönchen, die bei allen Leuten und Läden um Gaben anhalten. Wer etwas gibt, wird gesegnet.

3 Kommentare

  1. …so reisen wir mit euch ein Stück in der Welt. Auch in Buhten trage die Männer Rockartige Kleider -längsgestreift oder quer?… das werde wir bald sehen.

    Herzlich eine farbige Zeit

    Fasnachtsgrüsse aus Luzern Nicole und Petit

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