Essstäbchen

Messer und Gabel sind überbewertet. Die Kleinen Helden von heute sind die elegantere und reisefreundlichere Variante, die wir nicht mehr missen möchten.

Bereits 1500 vor Christus existierten in China die Essstäbchen als Form des Bestecks. Buddhistische Priester und Missionare brachten sie später von China nach Korea und Japan. In Vietnam, Korea, Thailand und vielen weiteren kulturell wesentlich von China beeinflussten Ländern sind die Stäbchen heute verbreitet.

Eine dermassen umständliche Esshilfe wie in unseren Breitengraden – bestehend aus  Messer, Gabel und Löffel – scheint also eine menschliche Minderheit zu benötigen. Weil ich gerne reduziere, versuche ich mich in diesem Fall gerne der Mehrheit anzuschliessen. Auch weil die Stäbchen hübsch anzusehen sind, noch immer eine Faszination ihrer von mir lange unterschätzten Praktikabilität ausüben, auch unter erschwerten Bedingungen einfach zu reinigen sind und dank den in Japan (wo sonst?!) entdeckten Stäbchentransporthalterungen auch noch vor Beschädigungen geschützt im Reisegepäck mitkommen.

Wer hier nun spontan davon ausgeht, dass das asiatische Besteck zuverlässig durch Ablecken gereinigt werden kann, der liegt zwar nicht so falsch, sollte diese Methode allerdings tunlichst vermeiden im Besein von Stäbchenkennern. Sie gilt als unsittlich. Um niemanden zu brüskieren ist auch darauf zu achten, dass, während die Stäbchen während des Essens abgelegt werden, ihre Spitzen niemals gegen den Essenden zeigen, sowieso nie auf eine Person gerichtet sind und auch nicht damit herumgefuchtelt wird. Und die Stäbchen bitte ja nie auf den als unsauber geltenden Tisch parkieren und schon gar nicht gekreuzt (bringt Unglück), dazu gibt es häufig Ablagebänkli (sehr hübsche Varianten existieren in Japan) oder man darf gerne auch Schüssel- oder Tellerrand dafür benutzen. Wer als Bettler durchgehen will, schlägt mit den Stäbchen gegen Schüsseln, Gläser oder Teller. Und genau, die Essstäbchen sollten niemals senkrecht in eine Reissschale gesteckt werden (erinnert an Trauerzeremonien) und man verzichtet auch besser aufs Weiterreichen von Speisen mit den Stäbchen: Mit den Stäbchen weitergegeben werden Resten einer Kremierung unter Angehörigen. Inakzeptabel ist auch, wenn was Gegriffenes und Sauce auf ein anderes Gericht oder gar auf den Tisch fällt (schlimmer als Brot im Gagglon versenken, wirklich!). Unerzogene Dilettanten spiessen mit einem einzelnen Stäbchen etwas auf, schieben die Esstäbchen über verschiedene Gerichte hinweg oder schaufeln kontinuierlich. Mehr gibt es aber nicht zu beachten.

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