Was kostet die Welt?

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Unsere meistgehörte Frage: Was ist euer Budget für die grosse Reise? Die Antwort wussten wir selbst nicht genau, haben deshalb nachgerechnet und festgestellt: Für uns kosten 2 Jahre Weltreise so viel wie ein Mittelklasse-Kombi.

Die Planung: Lange bevor wir uns entschlossen, für 2 Jahre loszuziehen, haben wir uns auch Fragen zur Finanzierung dieses Abenteuers gestellt. Welche Länder wollen wir besuchen? Welche Flugstrecken sind am günstigsten? Womit müssen wir ungefähr rechnen für Unterkunft und Essen am jeweiligen Ort? Wie viel reisen wir im Land herum? Wollen wir Aus- oder Weiterbildungen absolvieren, Kurse besuchen? Können wir unser Budget mit Arbeit aufbessern? Welche Versicherungen benötigen wir? Wir haben viel recherchiert, verglichen und gerechnet. Daraus entstanden grobe Budget-Versionen: Zwischen 2’000 und 3’000 Franken pro Monat. Für 2 Jahre sind das 48’000 bis 72’000 Franken (24 – 36’000 pro Person). Tatsächlich hatten wir genug Geld gespart, denn seit 10 Jahren ist diese Reise unser grosser Traum.

Die Realität: Weder was Destinationen noch was Aktivitäten anbelangt haben wir genaue Pläne. Deshalb budgetieren wir unsere Ausgaben nicht im Voraus. Meist buchen und kaufen wir spontan das, was uns vernünftig erscheint. Das Einzige, was wir konstant im Auge behalten, ist unser Kontostand. Während knapp 6 Monaten haben wir gearbeitet, meist gegen Kost und Logi, in Myanmar, Kambodscha, Japan und Hawaii. Doch jetzt, kurz vor Ende des ersten Jahres unterwegs, haben wir genauer gerechnet und unsere Ausgaben rekapituliert – das sind die Resultate: Durchschnittlich belaufen sich unsere Ausgaben auf 2’500 Franken pro Monat, alles inklusive*. Ungefähr 60% davon machen Verpflegung und Unterkunft aus, 30% gehen für Transport drauf, 10% für Versicherungen. Was steht hinter diesen Zahlen?

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Verpflegung und Unterkunft: Hotels leisten wir uns nur an günstigen Destinationen wie Vietnam oder wenn es nicht anders geht, meist schlafen wir in einfacheren Hostels. Einzige Bedingung: ein ruhiges, sauberes Privatzimmer. In grossen Städten wie Tokyo oder Shanghai übernachten wir in WGs, die wir über Airbnb finden. Restaurants besuchen wir ebenfalls mehr an günstigen Destinationen. Gerne essen wir auf der Strasse oder machen unsere Menüs selbst – auch weil Moni wirklich sehr lecker kocht und das Einkaufen in fremden Städten Spass macht.

Transport: Wann immer möglich reisen wir günstig mit lokalen öffentlichen Verkehrsmitteln wie Schiff, Sammeltaxis, Bus oder Zug. Wir haben viel Zeit und geniessen es, Land und Leute zu sehen. Flüge und Taxis leisten wir uns nur in Ausnahmefällen. In Phnom Penh waren wir 2 Monate lang mit dem Velo unterwegs, doch hier in Hawaii gönnen wir uns mangels Alternativen den Luxus eines Mietautos.

Versicherungen: Für die gesamte Zeit haben wir eine internationale Reise-Krankenversicherung abgeschlossen, die medizinische Kosten in allen Ländern deckt. Zudem haben wir Haftpflicht, Diebstahl und Unfall versichert. Zu unserer Überraschung alles zu sehr viel günstigeren Konditionen als in der Schweiz.

Das Fazit: Mit durchschnittlichen Ausgaben von monatlich 2’500 Franken liegen wir tatsächlich im zuvor erstellten Budget. Um die Welt zu reisen kostet also, entgegen der landläufigen Meinung, nicht die Welt. Wir hätten wählen können zwischen einem Mittelklasse-Wagen oder 2 Jahre Weltreise. Weitaus mehr gestaunt haben wir allerdings nach dem folgenden Vergleich: Wenn wir unsere Ausgaben den monatlichen Fixkosten, die wir in der Schweiz hatten, gegenüberstellen, so ist unser Vagabundenleben rund 50% günstiger!

Aber wie sieht es mit Einnahmen aus? Unterwegs ist es uns fast unmöglich, Geld zu verdienen – das Touristenvisum verbietet eine legale Anstellung. Zudem sind wir zu kurz vor Ort, um für den lokalen Arbeitsmarkt attraktiv zu sein, ganz abgesehen von den erforderlichen Sprachkenntnissen. Was wir aber machen können, ist Arbeit gegen Unterkunft und Verpflegung. Daneben dürfen wir Text- und Konzeptarbeiten für Kunden aus der Schweiz erledigen – ein ausserordentliches Glück für uns. So kommen wir sehr gut über die Runden und können uns ab und zu sogar Extras wie Yoga oder Strandhaus leisten.

Unsere Weltreise-Spartipps:

  • In teuren Ländern versuchen, Arbeit gegen Unterkunft und Essen zu finden (Workaway, Housesitting etc.), selber kochen.
  • Transportkosten möglichst niedrig halten: wenig fliegen, viel Bus fahren.
  • Going local: von Transport über Essen und Getränke bis zu Bars und Restaurants. Es ist nicht nur spannend und bereichernd, sich möglichst nahe der Einheimischen zu bewegen und deren Gewohnheiten zu probieren, sondern oftmals auch am günstigsten.
  • Moving slowly: Weniger Orte besuchen, dafür länger bleiben. Das zahlt sich wortwörtlich aus, zudem kann man so tiefer eintauchen in die Kultur.
  • Den Wohnsitz in der Schweiz abmelden und damit auch keine Steuern bezahlen, alle Versicherungen Zuhause stornieren, eine internationale Reiseversicherung abschliessen.

 

*Also fast alles: Nicht in dieser Rechnung enthalten sind die – selbstverständlich äusserst seltenen – Auslagen für persönliche Mood-Gadgets (unvernünftig!), die beide Reisenden jeweils am Hauptbudget vorbeischmuggelnd tätigen.

4 Kommentare

  1. Also nur so zum nachfragen: sind die monatlichen Ausgaben pro Kopf oder die Summe? Und ich finde, dass ihr die richtige Entscheidung getroffen habt. Man braucht ja auch kein Auto in Zürich.

    Ligru

    1. Yo Bro
      Das ist die Summe für beide Köpfe. Pro Kopf also 1’250 pro Monat. Aber das schwankt natürlich stark: In Tokyo war es viel mehr, in Kambodscha viel weniger.
      Liebe Grüsse vom Flughafen LAX ?

    1. That’s a fair point – hitchhiking is a lot cheaper than any other means of travel. And sometimes you even meet new friends ?. Hope you are fine. All the best!

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