Unsere Stadtperlen II

Neues Reisejahr, neue Lieblingsstädte. In den letzten Monaten durften wir weitere wunderschöne urbane Plätze kennenlernen. Hier sind unsere Favoriten des letzten Jahres, in alphabetischer Reihenfolge. 

Georgetown, Malaysia
Blühender Opiumhandel, dunkle Bordelle und berüchtigte Spielhallen – betrieben von chinesischen Clans. Die Unesco Stadt auf der malaysischen Halbinsel im Bezirk Penang hat eine spannende Vergangenheit. Heute findet man ausser den Jettis, den Anlegestellen in den Häfen, nur noch wenig, was direkt mit dem Leben von damals zusammenhängt. Minder spannend ist es trotzdem nicht: Vieles von der prächtigen damaligen Architektur ist auch heute noch da. Zerfallene wie auch wunderschön renovierte Häuser kann man hier bestaunen. Die alten Ladenhäuser sind heute wunderschöne Museen und architektonisch interessante Cafés. Und dank den vielen Heritage Hotels kann man als Besucher sogar in einem dieser geschichtsträchtigen Häuser übernachten und richtiggehend eintauchen. Ebenso aussergewöhnlich wie die nach westlichen Gesichtspunkten ästhetische Architektur ist der Kulturenmix. Hier spazieren wir von Chinatown mit seinen vielen lebendigen Bars und Restaurants direkt nach Little India mit seinen bunten Tempeln und Verkaufsständen – von Blumenkränzen über Gewürze, Accessoires und Bollywood-Filme findet man hier alles. Vielleicht auch deswegen zählt Georgetown als kulinarisches Paradies, viele meinen sogar, das beste Essen in ganz Südostasien finde man hier. Letzteres würden wir nicht abschliessend unterschreiben, sicher ist aber, wir haben hier viele neue Leckereien entdeckt und göttlich gespiesen, an einem der unzähligen Marktstände ebenso wie in Restaurants.

 

Guanajuato, Mexiko
Ihr Antlitz ist das Titelbild unseres Mexico Reisebuches, die Unesco hat die aussergewöhnliche Stadt im nördlichen Zentralhochland zum Weltkulturerbe erklärt und wir wussten sofort, dass wir diese vielen kleinen bunten Häuser mit eigenen Augen sehen wollen. Die koloniale Architektur mit dem mächtigen Universitätsgebäude und der beeindruckenden Kathedrale ist zweifelsohne die augenscheinlichste Augendweide und vermutlich der Hauptanziehungspunkt für die vielen Besucher. Verwinkelte Gassen führen zu lauschigen Plätzen, hübschen Cafés oder hoch zum beindruckenden Aussichtspunkt (auch mit einer übermässig schaukelnden Seilbahn zu erreichen). Die Studentenstadt ist übrigens auch der Geburtsort von Frida Kahlos Ehemann, dem mexikanischen Künstler Diego Rivera, dessen stilvolles Elternhaus heute in Form eines Museums einem grossen Publikum zugänglich ist. Und auch wenn dies vielleicht etwas komisch anmuten mag: In der Silberstadt, wie Guanajuato genannt wird, fällt auch die Verkehrsführung positiv aus dem Rahmen. Die ehemaligen Minen und trockenen Flussbette sind heute Verkehrstunnel, die sich übrigens auch an unterirdischen Kreuzungen treffen und für Fahrzeuge und Fussgänger gleichermassen zugänglich sind. Neben dem speziellen Erlebnis sind die Tunnel auch angenehm kühl – wie sowieso fast die ganze Stadt, dank der Lage auf 2000 Metern über Meer, zumindest in der Nacht, eine angenehme Abkühlung sein kann.

 

León, Nicaragua
In unserem Hotelzimmer finden wir ein Loch in der Mauer. Es ist auf den ersten Blick kaum erkennbar, ist aber der Eingang zu einem Geheimgang, der als überlebenswichtiges Versteck gedient hat. Damals, als im intellektuellen Zentrum Nicaraguas revolutionäre Gruppen verfolgt, gefoltert, eingesperrt oder umgebracht wurden. Das passierte während der Revolutionskämpfe Ende der 70er Jahre. Die Geschichte der politisch progressivsten Stadt im Land und die Geschichten, die uns die Leóner erzählen, packen und erschrecken uns oft gleichzeitig. Daneben gibt es noch weit mehr, das einem bereits auf den ersten Blick in den Bann zieht: Koloniale Gebäude und einige der schönsten Kathedralen können wir hier bestaunen. Und sie lebt, diese Stadt, versprüht eine energievolle Atmosphäre. Wie in beinahe allen lateinamerikanischen Städten gibt es auch in León einen Hauptplatz, den Parque Central. Hier versammeln sich Gross und Klein, Alt und Jung,  zu jeder Tages- und Nachtzeit, um bei einer der unzähligen Strassenküchen zu essen, etwas zu trinken, zu feiern oder einfach um zu sein. Als Besucher fällt es leicht, sich unter die Lokalbevölkerung zu mischen, doch auch wer gerne westlich komfortabel unterwegs ist, wird fündig. Kosmopolitische Restaurants mit gutem Standard und hübsch renovierte Hotels in gehobener Mittelklasse reihen sich nicht unpassend ins Stadtbild. Nahe gelegene landschaftliche Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise der eindrückliche Vulkan Télica sind nur eine weitere Excuse, um noch etwas länger zu bleiben. Man sagt: Viele verlieben sich in Granada, verlieren ihr Herz aber an León. Zu recht.

 

Mexico-City, Mexiko
Ist gemeinhin von den weltweit gefährlichsten Städten die Rede, wird früher oder später das gefürchtete Mexico-City genannt. Die für ihre Kriminalität berüchtigte Millionenstadt schafft es trotzdem auf die Liste unserer Stadtperlen. Zugegeben: Diese Zeilen beruhen auf einem Eindruck, den wir während wenigen Tagen in dieser Stadt mit der unglaublichen Einwohnerzahl von 20.1 Millionen (2010) gewonnen haben, und bezieht sich auf die wenigen Gebiete, die wir erkunden konnten. Gewohnt haben wir in einem der reicheren Stadtteile im Süden der Stadt. Wir begegneten vielen Expats und einer gut betuchten hippen Jugend. Durch die Umgebung zu spazieren ist erstaunlich angenehm, es gibt weder übermässig überstellte Trottoirs, noch ist die Luft voll von Abgasen (und dies, obwohl die Stadt bekannt ist für ihre schlechte Luftqualität). Im Gegenteil, wir sind nicht die einzigen, die sich zu Fuss draussen bewegen. Wir treffen auf ähnlich viele Hundebesitzer wie in New York, die mit ihrem genau so verhätschelten Haustier Spaziergänge geniessen, in hippen Cafés abhängen und abends in einem der vielen kreativen Restaurants mit Freunden zum Essen verabredet sind. Die kulinarische Szene scheint zu blühen. Die Metro wird zwar aktuell noch um weitere Linien erweitert, dürfte aber auch nach dem Ausbau während den Stosszeiten noch aus allen Nähten platzen. Sie gehört zu den günstigsten Metros weltweit und erlaubt uns in einer Stunde (mit Umsteigen) das gesamte Stadtgebiet mit seinen 16 Bezirken zu durchqueren. Mexico-City liegt in einem Erdbeben gefährdeten Gebiet und wird immer mal wieder durchgerüttelt. Und dies sieht man den Häusern an. Vor allem die Bauten rund um den Hauptplatz sind teilweise so schief, dass man manchmal meint, gleich Zeuge eines Einsturzes zu werden. Viele Quartiere faszinieren auch deshalb durch ihre marode Schönheit. Das berühmte Stadtkind Frida Kahlo und ihre Kunst werden sehr verehrt, ihr Elternhaus etwas ausserhalb vom Zentrum ist heute ein viel besuchtes Museum. Wo wir wohnen, zwischen Zona Rosa und Roma, finden wir eine kreative Atmosphäre mit viel positiver Energie. Und: Unser subjektives Sicherheitsgefühl in Mexico-City war höher als in einigen Ecken von Los Angeles.

 

Montréal, Kanada
Über die kreative kanadische Metropole haben wir bereits ausführlich berichtet. Die entspannte Fussgängerstadt mit unzähligen Kunstprojekten, ihrem lustigen Sprachenmix aus Französisch und Québécois und erstaunlich viel Grün inmitten hübscher Strassen und Gässchen, gehört definitiv zu unseren Favoriten.

Unsere ersten Stadtperlen glänzen übrigens auch ein Jahr später noch sehr schön.

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