Und plötzlich ist es da, unser neues Leben. Lange haben wir uns darauf gefreut, viel haben wir darüber erzählt und dann ging doch einfach alles fast zu schnell.
Isa und Jonas verabschieden uns am Flughafen, wir kämpfen mit den Tränen, wie schon so oft in den letzten Tagen. Der Flieger steigt in die Luft, aber die beklemmende, wehmütige Stimmung weicht nicht. Eigentlich sollten wir uns nur freuen über unsere Freiheit und auf alles, was vor uns liegt. Gerne aber hätten wir ein paar Tage mehr mit unseren Liebsten verbracht. Vielleicht war das doch alles ein wenig viel in letzter Zeit.
Während den ersten Tagen auf der ruhigen Insel Koh Yao Noi sind unsere Gedanken öfter in der Vergangenheit als in der Zukunft. Trotzdem freuen wir uns, da zu sein. Das tägliche Yoga sorgt dafür, dass wir die innere Balance finden und ganz im Hier und Jetzt leben. Yoga ist für mich ein grosses Wagnis, wie so vieles in letzter Zeit. Ich wusste überhaupt nicht, was mich erwartet, und bin überrascht, wie schmerzvoll die vier Stunden Yoga pro Tag sind.
Räucherstäbchen und nicht enden wollende Hare-Krischna-Mantras gibt es zwar auch, das ist aber die Ausnahme. Normalerweise verharren wir minutenlang in Positionen, aus denen man alleine nicht unbeschadet herausfindet, und geniessen den Schmerz, öffnen unsere Hüften, unsere Wirbelsäule und unser Herz. Zum Beispiel so: Linkes Bein gestreckt nach hinten, rechtes Bein in einem rechten Winkel, Hände über dem Kopf, Hüften nach vorne schieben. Drei Minuten so bleiben. Dann Beine strecken zu einem Dreieck, rechter Arm horizontal nach vorne, linker nach hinten und langsam den ganzen Torso nach hinten kippen, über die rechte Schulter nach oben schauen. Wieder drei Minuten bleiben. Zurück in die Startposition, linker Arm unter dem rechten Knie durch, linke Schulter auf den Boden legen, rechter Arm nach oben strecken. Drei Minuten so bleiben. Tief durchatmen. Den Schmerz geniessen. Danach kurz innehalten in der Babystellung, dann dasselbe nochmals, mit dem linken Bein voraus. Die Trainer von Island Yoga kriegen es sehr motivierend und mit viel Humor hin, dass mir das wirklich Spass macht.
Die eigene Komfortzone verlassen: Das ist unser Vorsatz. Job aufgeben, Wohnung räumen, heiraten und für zwei Jahre verreisen. Tönt alles sehr gut, ist aber auch anstrengend. Fast jeden Tag fällen wir gemeinsam Entscheidungen, nicht immer sind wir uns einig. Wo geht es hin? Wie lange bleiben wir? Wo übernachten wir? Wo essen wir? Was machen wir? Wie viel Geld können wir dafür ausgeben?
Yoga hilft, die innere Ruhe zu wahren. Ich vermisse es schon, nachdem wir nun eine Woche Strandferien auf Koh Lanta verbringen konnten. Unter anderem waren wir Tauchen. Wieder so ein Wagnis…
Langsam kommen wir an im neuen Leben. Es ist zwar noch nicht ganz klar, was wir hier genau tun. Aber wir beginnen, die unendlich vielen Möglichkeiten zu sehen, schauen vorsichtig nach vorne und freuen uns.
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