Panama City, du laute, heisse, paradoxe Stadt, wir verlassen dich. Schön war es. Schön anders. Wo sonst werden Kinder mit Wasser aus dem Tanklastwagen abgekühlt?
Hochhaus um Hochhaus auf der einen Seite, viele Ruinen, teuer renovierte Kolonialbauten auf der anderen. Wir übernachten in der Altstadt. Am ersten Nachmittag versuchen wir, unsere Umgebung zu Fuss zu erkunden. Internetverbindungen sind hier nicht schwer zu finden und funktionieren einwandfrei. Schnell haben wir ein paar Punkte auf der Karte markiert, die wir gerne sehen wollen. Schon nach zehn Minuten Fussmarsch müssen wir unseren Plan ändern. Die Polizei hält uns auf und verweigert den Durchgang. «Zu gefährlich. Ihr könnt hier nicht hin.» Auf meine Nachfrage hin zeigt der gute Polizeimann stumm und mit eindringlichem Blick auf seine Pistole. Gut, wir laufen nicht weiter. Man spürt die vielen Einwanderer. Das kulinarische Angebot ist äusserst vielfältig. Die Pizza schmeckt schon fast so, wie sie sollte. Nach Medellin auch ein Ort, an dem ein sehr grosses soziales Gefälle deutlich sichtbar ist. Zum ersten Mal seit drei Monaten sehen wir Porsches. In weiss.
Wir schlafen kaum in Panama City. Überall stehen Lautsprecher. Ein Dezibel-Krieg den ganzen Tag über. Wir fragen uns, welcher Hörgerätehersteller sich hier bald eine Goldgrube schaffen wird. Es ist auch brütend heiss hier. Ohne Mütze oder Stirnband würden unsere Augen einfach nur brennen vom salzigen Schweiss. Die Stadt schafft Abhilfe auf ganz eigene Art: Auf dem Fussballfeld vor unserem Hostel versammeln sich die Kinder aus dem Quartier. Sie werden mit Wasser aus einem grossen Tanklastwagen bespritzt. Eine Wasserparty. Am Rand stehen drei riesige Lautsprecher, wie wir sie nur von Clubs kennen. Ein DJ und ein MC sind auch da. Es dauert den ganzen Nachmittag an. Dann wird die Wasserparty zur Eisparty. Die Kleinen müssen sich der Grösse nach anstellen und bekommen alle ein Glace. Die Herstellung funktioniert hier auf sehr eigene Art – man nehme einen grossen Eisblock, raffle davon ein wenig in ein Cornet ab und beträufle das ganze mit Fruchtsirup, Kondensmilch und Schoggi. Die Kinder scheinen es zu mögen.
Ich beobachte die Abkühlungsaktion vom Balkon unseres Hostels aus. Gleichermassen fasziniert, wie schockiert. Nach wenigen Minuten hole ich mir Ohrstöpsel und wünschte, statt Glace würde den Kleinen ebenfalls ein Gehörschutz verteilt.