No se preocupe

playa

Seit zwei Stunden sitzen wir in der kleinen Halle des kleinen Flughafens von Leticia, einer kleinen Stadt am grossen Amazonas. Seit einer Stunde sollte unser Flugzeug in der Luft sein.

Bis zum Start kann es noch Stunden dauern. Niemand weiss genaueres. Niemand informiert die wartenden Passagiere. Unsere Nerven liegen blank, denn in Iquitos, Peru, wo wir hinfliegen, wollen wir einen anderen Flieger besteigen, der uns nach Tarapoto bringen soll. Und der fliegt um vier. Jetzt ist es halb zwei und wir sind immer noch in Leticia, eine Stunde Flugzeit von Iquitos entfernt. Plötzlich werden wir aufgefordert, auf die Piste raus zu gehen, wo ein grösseres Propellerflugzeug, Marke Fokker, steht. Es startet um zehn nach zwei. Der Checkin in Iquitos schliesst um drei. Unser Plan: ich renne direkt nach der Landung zum Checkin, während Moni sich um das Gepäck kümmert. Um drei landen wir. Dann folgt die Einreise nach Peru, was eine gefühlte Stunde in Anspruch nimmt. Leider haben wir die Zettel im Flugzeug mit Bleistift ausgefüllt, doch der Zollbeamte besteht auf Kugelschreiber. Um 15:20 stehe ich am Checkin-Schalter von Star Perú, unserer Airline für den nächsten Flug.Es sind noch andere Leute hier. Man sagt mir, ich müsse mich hinten anstellen. Zuerst seinen alle diejenigen dran, die sich online eingecheckt haben. Ein anderer Passagier hat dasselbe Problem. Er ist Peruaner, hat seine ganze Familie dabei und ist energischer als ich. Aber nicht erfolgreicher.

Inzwischen ist Moni mit dem Gepäck da. Um 15:40 Uhr sind wir an der Reihe. Die Dame am Schalter verkündet uns: «Ihr seid zu spät. Der Flug ist geschlossen. Das System lässt keinen Checkin mehr zu.» Wir reagieren zuerst ungläubig, dann verärgert und schliesslich, als nichts zu helfen scheint, ergeben. «Wann geht der nächste Flug?» «Ich schau gleich nach. Der nächste geht morgen, doch der ist ausgebucht. In vier Tagen hab ich Platz. Soll ich die Reservation machen?» Nun werden wir richtig wütend. Und der Mann mit der Familie auch. Wir lassen nicht locker, verlangen den Chef. Doch auch der beharrt darauf, dass wir zu spät erschienen seien und er nichts machen könne. Inzwischen ist es vier Uhr. Mit Tränen in den Augen sitzen wir in ein Café und suchen im Internet nach Alternativen. Doch die Verbindung ist so langsam, dass wir nichts finden. Wir besprechen die Optionen: mit einer anderen Airline fliegen oder andre Destinationen mit Star anfliegen. Ich checke die Schalter ab. Der Mann mit der Familie hat inzwischen die Polizei eingeschaltet, die jedoch auch nichts machen kann. Um fünf Uhr scheint klar: wir müssen entweder morgen mit LAN fliegen (280$ pro Person) oder vier Tage in Iquitos ausharren.

Ich will schon unseren Flug bei Star canceln, da verkündet der Mann mit der Familie, dass der Flieger immer noch da sei und wegen technischen Problemen nicht starten könne. Es bestehe noch Hoffnung. Wir dürften nun einfach nicht vom Schalter weichen und müssten immer wieder nachfragen. Um sieben Uhr geben wir auf. Nach drei weiteren Gesprächen mit der Frau vom Schalter: «Das System ist geschlossen, ich kann nichts machen. Sie sind zu spät gekommen.» «Aber das System ist doch von Menschen Programmiert worden, klar können Sie das ändern. Der Flieger ist ja immer noch da!» «Ich kann Ihnen den Flug für den 10. Januar reservieren.» Wir packen unser Gepäck und wollen schon ein Taxi rufen, da treffen wir den Chef und beknien ihn nochmals. Und siehe da: er lässt uns rein. «In fünf Minuten könnt ihr einchecken. Der Flieger geht um halb neun. No se preocupe.»

Eine Stunde später landen wir in Tarapoto und sind so glücklich darüber, dass wir unsere Vernunft vergessen und der Empfehlung eines Taxifahrers folgen. In der Absteige, die wahrscheinlich seinem Onkel gehört, nehmen wir das erstbeste Zimmer. Zu spät bemerke ich die noch nicht eingetrockneten Spermareste auf der Klobrille. Ich wische sie weg und erzähle Moni nichts davon.

Kommentar verfassen