Lateinamerika: Eine Hassliebe

Das gibt zu denken.

Lateinamerika, wir verlassen dich. Danke für die unvergesslichen Erlebnisse, die einmaligen Begegnungen, die Abenteuer, die Momente voller Ungewissheit.

Du hast uns das volle Programm geboten: Von unglaublichen Landschaften zu schmerzhaften Krankheiten, von farbiger Lebensfreude zum Raubüberfall, von Müllhalden zu kreativem Unternehmertum. Wir haben es genossen. Wir haben dich verflucht, bewundert, geliebt und gehasst. Jetzt sind wir durch mit dir, verlassen dich.

Unsere Beziehung war geprägt von Liebe auf der einen Seite. Vor allem für deine Spontanität, deine Sprache, deinen Humor, die Musik, die Gefühle, deine unkomplizierte Art, deine vielen freundlichen und zugänglichen Menschen. Auf der anderen Seite die Abscheu für all deine Ungerechtigkeit, die Gewalt, die Zerstörung und die Unberechenbarkeit, die in den allermeisten deiner Länder noch immer an der Tagesordnung sind – von Bolivien bis Belize.

Nirgends ist uns das Reisen so schwierig erschienen, nirgends hatten wir mit so unterschiedlichen Gefühlen zu kämpfen, nirgends waren unsere Gemüter mehr Berg- und Talfahrten ausgeliefert. Vielleicht lag es an uns und unserer exzessiven Reisetätigkeit. Vielleicht an deinen Menschen, die wir oftmals nicht verstanden in ihrer Lethargie, ihrer scheinbaren Resignation. Vielleicht lag es am ganzen Kontinenten, der seine Identität immer noch zu suchen scheint, zwischen Indigen, Mestizzo, Spanisch, Afrikanisch und Amerikanisch. Zwischen Inka und Maya, Gaucho und Garifuna, zwischen Korruption und Kokain, zwischen Campesinos und Expats.

Wie auch immer: Nun geht es für uns weiter in die USA, das gelobte Land für viele Latinos. Ich bin gespannt, wie viel von dir, Lateinamerika, wir antreffen werden im Norden und freue mich auf die Begegnungen. Denn eins steht fest: Wir werden für immer speziell verbunden sein mit dir.

PS: Hier geht’s zu unseren weiteren Routen.

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