Zwölf lange Wochen hab ich zweifelnd verbracht. Will ich wirklich zum Handaufleger, der mich zur Nichtraucherin macht?
Das kurze Lachen, das mir entfuhr, klang sehr falsch. Ich fühlte mich dumm, albern, ich hatte Lust, diese beiden Skeptiker zum Teufel zu jagen und ihnen zu sagen, dass sie das Misstrauen rechtfertigen, das ich mein Leben lang gegenüber Heilern, Hexen und Schamanen gehegt hatte. Ich war doch jetzt bereit, mich zu öffnen, ehrlich zu öffnen und vorurteilslos einen neuen Weg einzuschlagen.
Doch was kümmern mich miesmachende Vorurteilsmenschen? Weshalb Energie aufwenden, die im Grunde rückwärts und meinen neuen Zielen kontraproduktiv entgegen wirkt? Ich schickte also niemanden zum Teufel. Und sagte keinen bösen Worte.
Ich griff zum Hörer
Endlich. Nach zwölf Wochen Schieberei in meinem Kopf musste es diesem Gedanken ja auch schon fast sturm sein. Der Gedanke war klar, aus ihm ein fester Entschluss entwachsen: Ich will einen Termin beim Handaufleger, der mir helfen soll, mein unsägliches Laster, das Rauchen, aufzugeben.
Ich lasse es mehrmals klingeln. «Wiedmer», eine feste, aber nicht unfreundliche Stimme meldet sich. «Grüezi Herr Wiedmer», stammle ich, «hier ist Monika Gut». Irgendwie fühle ich mich, als ob ich meine Primarschullehrerin zum ersten Mal begrüssen würde. «Salü Monika», sagt der Mann, «was hast du?» Jetzt bin ich noch mehr die Primarschülerin, wahrscheinlich liegt’s am unvermittelten Duzen.
Ich erzähle ihm mit leicht verzweifelt klingender Stimme, dass ich Nichtraucherin werden will. «Ja, da musst du dich jetzt einfach ein bisschen gedulden, gell.» Ich: «Ja. Dann sind Sie gut ausgebucht?» Er: «Das ist so. Und ich muss dich gleich noch aufklären: 100 Stutz, keine Garantie, 80% Erfolgschance.» Die Informationen kommen stichwortartig, als ob er sie vom Spickzettel abliest. «Von wo kommst du, Monika?» Als ehrfürchtige, Alter und Autorität respektierende Erstklässlerin, gebe ich mit dünner Stimme Auskunft über meinen Wohnort. Hänge leicht verspätet an (und irgendwie schon fast entschuldigend), dass ich aber nicht etwa ein Stadtkind sei, sondern aufgewachsen auf dem Land. Mein Nachschub hat zur Folge, dass der gemächlich wirkende Mann bereits die nächste Frage stellt, während ich noch erkläre, wo mein Ursprung liegt: «Was machst du?» Ich bringe meinen Satz zu Ende und glaube, dass ich nun nicht weiter Auskunft geben muss. Ich will ja eigentlich nur diesen Termin. Doch er scheint wirklich interessiert daran zu wissen, was ich arbeite. Ich gebe Auskunft. Gut, wenigstens lässt er meine beruflichen Angaben unkommentiert stehen.
«Also», sagt Walter, den ich inzwischen auch duze, «am 18. Juni um halb 10». Natürlich passt mir der Termin. Ich glaube, ich kann überhaupt gar keine andere Antwort formulieren, als dass mir das bestens passt. Die erwachte Primarschülerin in mir traut sich nicht.
«Du wirst an einen wunderschönen Ort kommen, du wirst schon sehen», schliesst er das Gespräch. Ich kann nichts anderes sagen als «Ja. Danke. Bis am 18. Juni. Tschüss Walter.»
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